Insektenfreundliche Pflege vom öffentlichen Grün spart Kosten

Veröffentlicht am:

BUND Naturschutz-Exkursion in Neuhausen begeistert Bürgermeister

Am vorletzten Samstag lud die BUND-Naturschutz-Ortgruppe Bernried-Metten-Offenberg zur Führung „Pflege vom öffentlichen Grün – aber bitte insekten-freundlich!“ ein. Bei sonnigem Wetter trafen sich interessierte Bürger und kom-munalpolitische Vertreter zu einem Spaziergang durch die Straßen von Neuhau-sen, einem Ortsteil von Offenberg. Auch der 2. Bürgermeister Karl Mühlbauer ließ es sich nicht nehmen und begutachtete mit großem Interesse die einzelnen Sta-tionen beim Rundgang. Die Referentin Andrea Rinke, Projektkoordinatorin „Blü-hender Naturpark Bayerischer Wald“, zeigte an verschiedenen Standorten, wel-ches Potential an natürlichen Lebensräumen für die heimische Flora und Fauna vor Ort schlummerte und durch welche Verbesserungen in der kommunalen Grünpflege diese gefördert wird.

„In der Regel sollten Flächen zweimal im Jahr gemäht, das anfallende Mähgut zusammengerecht und abtransportiert werden. Es soll nicht gemulcht werden! Nur so haben Kräuter eine Chance sich zu entwickeln. Durch eine Mulchauflage werden Blühpflanzen erstickt und langfristig dominieren Gräser“, erklärt Andrea Rinke den Anwesenden. Beim Mulchen wird das Schnittgut zum Verrotten vor Ort belassen, vermeintlich, um Arbeitszeit zu sparen. Aber der stete Nährstoffeintrag durch regelmäßiges, häufiges Mulchen begünstig das Wachstum. Dies führt dazu, dass immer öfter gemulcht werden muss. „Dies bindet immens Arbeitszeit und verursacht zusätzliche Kosten“ merkte die Gemeinderätin Daniela Kohrt an.

Durch zeitlich versetzte Mahd, belassen von Wiesenstreifen und einer selteneren Mahd-Frequenz können sich wieder blühende Grünflächen etablieren, ganz ohne Ausbringen von teurem Saatgut. In der Regel sollte auf heimische Arten gesetzt werden, so fallen keine jährlichen Kosten für die Saatgutbeschaffung und intensi-ve Vorbereitung der Fläche an. Die Wiesen aus regionalen und heimischen Pflan-zen sind robuster und reagieren auf örtliche Begebenheiten toleranter, zudem besteht so eine optimale Interaktionsmöglichkeit zwischen Blühzeitraum und Nektar- und Pollensammlern. „Es ist wunderbar, wenn man an den blühenden Heuwiesen mit den zahlreichen Margariten und Glockenblumen steht und alles brummt und summt“, erzählt der 2. Bürgermeister Karl Mühlbauer. So einen Zu-stand würde er sich auch für das gemeindliche Grün vor Ort wünschen.

An den Baumalleen, kleinen Grünflächen und den offenen Regenwasserauffang-mulden der Gemeinde könnte man dies umsetzen. Durch die falsche Pflege sind diese Flächen leider immer (noch) arm an Blütenpflanzen. Dies wirkt sich auch negativ auf die Insektenwelt aus. Futterpflanzen, Nist- und Verpuppungsmöglich-keiten fehlen. Bestimmte Arten wie Libellen zeigten sich deswegen zum Beispiel an den wassergeprägten Lebensräumen überhaupt nicht, Schmetterlinge und Bienen nur in geringer Anzahl, da blühende Pflanzen, Verstecke und Verpup-pungsmöglichkeiten fehlten. „Auch die Erholung für die Bürger ist durch die feh-lende Pracht von Blühpflanzen beeinträchtigt. Das „Gesicht der Gemeinde“ zeigt sich derzeit leider in langweiligem Einheits-Gräser-Grün ohne Blüten als Nah-rungsquelle für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge “ stellte die BUND-Ortgruppe Vorsitzende Brigitte Reinhardt fest.

Andrea Rinke gab noch weitere Tipps für die Pflege von öffentlichen Grünflächen: „Es ist wichtig, dass die Schnitthöhe beim Mähen bei mindestens 10 cm liegt. Damit werden Wurzeln und Stämme der Straßenbäume geschont und es kann sich zwischen den nicht zu kurz getrimmten Halmen Tau sammeln. Der Boden trocknet nicht mehr so rasch aus. So bleibt dessen natürliche Schwammwirkung bei Regen bestehen und die Erosionsgefahr verringert sich“, erläuterte die Fach-frau. Dies ist für die immer mehr werdenden Extremwetterlagen wichtig und beugt auch Hochwasser vor.

Ebenso ist Wahl der eingesetzten Arbeitsgeräte von Bedeutung. Mit Balkenmä-hern, die eine kleine Arbeitsbreite aufweisen, können auch schwierige und ver-winkelte kommunale Grünflächen effektiv und zugleich insektenschonend gepflegt werden. Zur Beschaffung besteht eine staatliche Förderung über die KFW, welche die Kommune einfach beantragen kann. Auch die Fortbildung von Bauhofmitar-beiter spielt bei der naturverträglichen Grünflächenpflege eine Rolle. Daneben wurden weitere finanzielle Zuschüsse, wie beispielsweise zur Neupflanzung von Streuobst, Heckenpflege und zur Sanierung von Baumscheiben thematisiert. Auch gemeindeeigene Instrumente wie der Erlass von Verordnungen zum Verbot von Schottergärten oder einer Baumschutzverordnung wurden angesprochen. Die Gemeinderätin Daniela Kohrt sieht die zunehmende Dringlichkeit der Gemeinde im Naturschutz aktiver zu werden, auch im Hinblick auf das neue EU-Renaturierungsgesetz, das am 17. Juni beschlossen wurde und auch die Wieder-vernässung von Mooren beinhaltet.

Insgesamt zeigten sich vielfältige und effektive Verbesserungsmöglichkeiten für die örtlichen Grünflächen, die nicht nur Tieren und Pflanzen zu Gute kommen, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern von Offenberg einen Mehrwert in Bezug auf Naturerlebnis und Erholung bescheren. Der Naturpark Bayerischer Wald e. V. bot der Gemeinde Offenberg weiterführende Beratung und Unterstützung bei der Optimierung der Grünflächenpflege, beim Ausgleichsflächenmanagement und in Sachen Fördermöglichkeiten an. Der zweite Bürgermeister Karl Mühlbauer zeigte sich begeistert und lud kurzerhand zu einem gemeinsamen Informations-termin von Gemeinderat und dem Landschaftspflege-Team vom Naturpark ein.

Zurück