Lebensräume für Insekten schaffen
Naturpark Bayerischer Wald startet in den Mitgliedslandkreisen und Gemeinden Projekt für Pflanzen, Tiere und Insekten
Viechtach. Auf Initiative des Vorsitzenden Heinrich Schmidt startet der Naturpark Bayerischer Wald mit einer breit angelegten Konzeption eine Kampagne zum Schutz von Insekten und Bienen und einer umweltverträglichen Entwicklung von Blühflächen in den Mitgliedslandkreisen und -gemeinden des Naturparkgebietes.
„Wir wollen damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversitätsoffensive leisten und mit diesem hoch geförderten Modellprojekt den dramatischen Rückgang von Insekten und natürlichen Blühflächen aufhalten“, informiert der Naturparkvorsitzende Heinrich Schmidt in einer Pressemitteilung.
In einer aktuellen wissenschaftlichen Untersuchung wurde demnach ein dramatisches Insektensterben festgestellt. Diese bestätigt erstmals den Insektenschwund in Deutschland. Zahlreiche ehrenamtliche Entomologen haben wissenschaftliche Daten zwischen 1989 und 2015 an über 60 Standorten gesammelt.
Die Ergebnisse sind erschreckend. Es wurde ein Rückgang von mehr als 75 Prozent der Fluginsekten festgestellt. Daher stellt sich nicht mehr die Frage, ob die Insektenwelt in Schwierigkeiten steckt, sondern wie das Insektensterben zu stoppen ist.
„Deshalb haben wir das Umweltministerium schon im letzten Jahr gebeten, eine Fördermöglichkeit für diesen gravierenden Rückgang in das Naturparkförderprogramm aufzunehmen, um hier professionell entgegenwirken zu können,“ erläutert Schmidt weiter. Im Mai dieses Jahres wurden nun die Naturparkförderrichtlinien um den Insektenschutz erweitert und deshalb wurde sofort ein größeres Modellförderprojekt angemeldet, um flächendeckend eine Verbesserung herbeizuführen. Das ausführliche Konzept umfasst eine große Bandbreite von Flächen der Landkreise und Kommunen, sowie Straßenbegleitflächen und auch private Flächen in der freien Natur. Das Modellprojekt ist über einen mehrjährigen Zeitraum ausgelegt. Dazu werden die Landkreise und Gemeinden sowie die Straßenbauverwaltung mit eingebunden, um eine naturverträgliche Bewirtschaftung ohne Pestizide und Düngung anzugehen.
Die Flächen werden katastermäßig erfasst, kartiert und dann die Notwendigkeit von Maßnahmen begutachtet. Vorrangig geht es um den Erhalt und Verbesserung der Biodiversität und dann erst um Neuanlagen oder die Einbringung von örtlichen Spendersamen aus Mähgutschnitten von Spenderflächen oder Samengewinnung.
Auf die autochthone Herkunft der Pflanzen wird größter Wert gelegt, um die genetischen Grundlagen unserer heimischen Pflanzen nicht zu gefährden. Der Umfang ist so groß, dass für diese Aufgabe hauptamtliches Personal eingestellt werden muss. Die Kosten dafür sind größtenteils über das Förderprogramm abgedeckt. Bei der Umsetzung werden die Landkreise, Städte und Gemeinden sowie die Straßenbauverwaltung eingebunden. Eine laufende Evaluierung und wissenschaftliche Begleitung zur Feststellung des Zustandes sowohl für die allgemeine Flora und Fauna sowie speziell für Insekten und Bienen soll die Entwicklung der Gesamtmaßnahme dokumentieren.
Der Naturpark wird im Rahmen dieses Projektes auch versuchen, durch Beratung und Öffentlichkeitsarbeit auf die Brisanz dieses extremen Insektenrückgangs hinzuweisen, um mehr Verständnis und Sensibilität dafür zu wecken. Denn Insekten sind für Gleichgewicht der Ökosysteme unentbehrlich. Vor allem die Imker haben in den letzten Jahren immer wieder darauf aufmerksam gemacht. Durch dieses Modellprojekt soll nun auch aufgezeigt werden, dass in vielen Bereichen ein Umdenken im Umgang mit der Natur angezeigt ist. vbb