Seit 25 Jahren schlägt das Grüne Herz Europas
Tagung im Grenzbahnhof zum Jubiläum – Naturschutz als Aufgabe für die Europaregion
Bayer. Eisenstein. Das „Grüne Herz Europas – Nationalparkregion Donau-Moldau“ hat jetzt im Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein mit einer Tagung seine Gründung vor 25 Jahren gefeiert. Der Vorsitzende Gerhard Nagl forderte von der Europaregion Donau-Moldau aus diesem Anlass, sie solle sich eine nachhaltige Entwicklung zur Aufgabe machen, insbesondere den Schutz der Biodiversität auch außerhalb der Nationalparke.
Das Grüne Herz wurde nach dem Fall des Eisernen Vorhangs von Naturschützern aus Bayern, Tschechien und Österreich 1992 in Passau gegründet, um Natur, Kultur und den Austausch über die Grenzen mit Ideen für die Entwicklung der Region zu verbinden.
Stefan Zitzelsberger, 2. Bürgermeister der Gemeinde Bayerisch Eisenstein, die auch Mitglied ist, dankte in seiner Begrüßungsansprache dem Grünen Herzen insbesondere für seinen Einsatz zur Wiederherstellung des Grenzbahnhofs. Er verwies darauf, dass mit dem grenzüberschreitenden Wanderprojekt die Gemeinde einen guten Beitrag zum Naturtourismus leiste, gemeinsam mit Tschechen.
In der jährlichen Mitgliederversammlung am Vormittag waren der Vorsitzende Gerhard Nagl aus Deggendorf und die zweite Vorsitzende, Prof. Vlasta Kroupova aus Prachatice, in ihren Ämtern bestätigt worden. Im letzten Jahr bot der Verein viele Exkursionen gemeinsam mit Partnern und Mitgliedsverbänden wie dem Naturpark, der Kreisgruppe des Bund Naturschutz Freyung-Grafenau, der LBV-Kreisgruppe Deggendorf und dem KEB Freyung-Grafenau an, und zwar vom Isargebiet über das Regental bis zu Arber und Dreisessel, auch über die Grenze. Ein zweiter Schwerpunkt waren Rundbriefe über Natur- und Kultur-Veranstaltungen in der Donau-Moldau Region, zum Teil auch in Österreich und Tschechien.
Zur Tagung am Nachmittag überbrachte Vorsitzender Nagl zahlreiche Grüße, darunter die der Bundestagsabgeordneten Rita Hagl-Kehl und des Gründungsmitglieds und ehemaligen Nationalpark-Botanikers Michael Haug. Er freute sich insbesondere über Radek Ther vom tschechischen Grünen Herz und über die Teilnehmer aus Österreich, Prof. Karl Zimmerhackl von der ÖNJ Haslach und Vertreter des Österreichischen Naturschutzbundes aus dem Innviertel. Nagl bedankte sich beim Naturpark Bayerischer Wald, der hervorragende Arbeit leiste. Insbesondere Geschäftsführer Hartwig Löfflmann habe mit großem persönlichem Einsatz die Tagung erst möglich gemacht.
Gründungsvorsitzender Rudolf Sturm aus Landshut ließ die Gründungs- und Entwicklungsphase des Vereins noch einmal Revue passieren; der Einsatz für den Grenzbahnhof war dabei einer der wichtigen Punkte. Dr. Josef Heringer aus Laufen an der Salzach, auch ein „Urgestein“ des Vereins, erzählte von der ersten Ausbildung von Naturführern in der Region unter seiner Leitung.
Auch die Kultur ist dem Verein wichtig. Mythenforscher Jakob Wünsch aus Deggendorf nahm in seinem Beitrag Bezug auf die Wasserscheide Donau-Moldau und das Thema Wasser in der Mythologie. Gerade in der Eisensteiner Region mit den vielen Seen sind die Wasser-Mythen aus alter Zeit für ihn gut zu fassen. Von der Flut, die die Steinzeit-Ackerbauern aus dem Südosten nach Europa führte, bis zur See-Nixe Rusalka und Geschichten vom nahen Berg Panzer/Pancir spannte Wünsch den Bogen.
Dr. Alfred Ringler zeigte die Stadt- und Landschaftsentwicklung in alten und neuen Bildern, auch im Inn- und Donautal. Prof. Karl Zimmerhackl, Biologielehrer und Berater für Umweltbildung an Schulen, zeigte die Erfolge seiner langjährigen Arbeit im Mühlviertel. Zahlreiche „Öko-Inseln“ konnten im Einklang mit den Landwirten gerettet werden. Aber auch die Natur als Klassenzimmer und langfristige Naturbeobachtung, zum Beispiel zur Entwicklung beim Weißstorch, waren Themen seines Beitrags.
Dr. Martin Hanslmeier zeigte die Vielfalt der meist bunten Wiesenpilze, die mit der Intensivierung der Landwirtschaft verschwinden. Das war auch das Stichwort für den Vorsitzenden Gerhard Nagl. Er verwies auf die neueste Studie zum drastischen Insektenrückgang, auf den starken Rückgang von Schmetterlingen, Wiesenbrütern und Blumenwiesen. Die moderne industrialisierte Landwirtschaft bedrohe die Artenvielfalt, so Nagl. Er forderte in dem Zusammenhang, dass in der Europaregion Donau-Moldau Strategien zum Erhalt der Biodiversität entwickelt werden sollten. Insbesondere für das Offenland sollten die Reste der Artenvielfalt in eine grüne Infrastruktur integriert werden.
Karl Haberzettl, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz in Passau, berichtete vom großen grenzüberschreitenden Moor-Sicherungsprojekt des Grünen Bandes mit dem Nationalpark Šumava mit Flächen bei Haidmühle, vor allem aber auch auf der tschechischen Seite.
Michael Maly, ehemaliger Landwirtschaftsdirektor, hat sich schon früh grenzüberschreitend für die Beratung von Landwirten für einen besseren Gewässerschutz engagiert. In einem kenntnisreichen Beitrag zeigte er die Auswirkungen von Bodenverdichtung, der Zunahme von Mais-anbau, des Einsatzes von Gülle und Pestiziden. Die freiwilligen Maßnahmen der bayerischen Politik genügten nicht, so sein Fazit.
Zum Schluss der Tagung kamen in dem Film der tschechischen Filmemacherin Lenka Ovčáčková „Im Einklang mit der Natur“ die Menschen in den tschechischen Grenzgebieten zu Wort. Sie erzählten, wie es früher war, aber auch junge Leute, die das Land wieder beleben, schildern in dem Film ihre Motive.
„Ein gutes Motto zum Ausklang“, fand Vorsitzender Gerhard Nagl, der allen Referenten und besonders Hartwig Löfflmann vom Naturpark für ihren Einsatz für das Grüne Herz Europas dankte und sich erfreut darüber zeigte, dass während der Tagung Vorschläge für Aktivitäten in Österreich und in Tschechien entwickelt wurden, ganz im Sinne der Netzwerk-Arbeit des Grünen Herzens.gn