Wiesen mit Weidetieren artenreicher gestalten
Veranstaltung des Landschaftspflegeforums
Am vergangenen Donnerstag lud der Naturpark Bayerischer Wald zusammen mit dem BUND Projekt Quervernetzung Grünes Band und der ILE Ilzer Land Interessierte bereits zur sechsten Veranstaltung des diesjährigen Landschaftspflegeforums ein. Bei diesem Nachmittag drehte sich alles um artenreiche Wiesen, im Besonderen wie Weiden mit dem passenden Weidemanagement artenreicher werden. Auf nahen gelegenen Weideflächen konnte man einen Einblick erhalten über den Entwicklungsverlauf von intensiver auf extensive Bewirtschaftung sowie die spannende Veränderung in Sachen Artenvielfalt und Zusammensetzung aus erster Hand von der Tierhalterin.
Es gibt verschiedenste Methoden in der Landschaftspflege um artenreichere Wiesen zu erhalten. Dazu zählen für Mähwiesen besonders Mahdgutübertragung und Heudrusch-Einsaaten zur gängigen Technik. Mit dem Einsatz von Maschinen können rasche Ergebnisse erzielt werden. „Damit sich verlorene Arten auf brache und verarmte Wiesen wiederansiedeln, werden von blütenreichen und naturschutzfachlich wertvollen Wiesen Mähgut oder Wiesendrusch gewonnen und auf verbrachte und verarmte Wiesen ausgebracht. Für einen sichtbaren Erfolg ist es nötig, dass die Empfängerfläche bereits einige Zeit regelmäßig gemäht wird und vor dem Ausbringen die Grasnarbe geöffnet wurde“ erläutert Andrea Rinke, Koordinatorin vom Projekt Blühender Naturpark. Interessant ist zudem, dass jeder Eigentümer oder Bewirtschafter am Projekt freiwillig teilnehmen kann. Natürlich kann auch eine Artanreicherung auf Weiden erfolgen.
Neben dem gezielten Einbringen von Arten kann ebenso durch überlegtes Weidemanagement eine hohe Artenvielfalt auf durchschnittlichen Grünlandstandorten geschaffen werden. Tiefe Einblicke ermöglichte auch BUND Projekteur Tobias Windmaißer, welcher auf vier verschiedene Weiden den Anwesenden unterschiedliche Strategien zur Beweidung erläuterte. „Die Wiesen werden im Jahr mehrfach genutzt und konnten sich durch kurze Beweidungen im Frühjahr und Herbst sehr gut entwickeln. Wichtig ist es, dass zwischen den Weidegängen genug zeitlicher Abstand liegt. Damit können sich Pflanzen wieder regenerieren und sich fortpflanzen.“ empfiehlt Tobias Windmaißer.
Die Umstellung von mittelintensiver Grünlandnutzung auf eine etwas extensive Beweidung wurden auf den einzelnen Weideabschnitte für die Interessierten ersichtlich: Zwischen bereits abgefressenen Bereichen, stehenden Halmen und offenen Tritten der Rinder zeigten sich Glockenblumen, Flockenblumen und Margariten in beträchtlicher Anzahl. „Die vier Kennarten, welche für die neue Förderung „Ökoreglung 5“ wichtig sind, sind leicht erreichbar“, kommentiert Windmaißer begeistert. Durch die Beweidung zeigte sich über einige Jahre eine stete Verbesserung der Lebensräume, die Artenanzahl stieg bspw. bei den Faltern, den Blühpflanzen und den Heuschrecken. Durch die Unterteilung der Weide und dem örtlichen nebeneinander von beweideten, gemähten und stehenden Wiesenbereichen besteht für die Fauna Chancen zur Flut, Unterschlupf, sowie ungestörte Nistmöglichkeiten. Daneben sind in der ganzen Vegetationsperiode blühende Pflanzen anzutreffen und bieten somit stets Pollen und Nektar. Bei Flächen, welche erst seit ein, zwei Jahren beweidet werden erkennt man den steten Rückgang von Löwenzahn und der Gräser. Hier zeigt sich Windmaißer zuversichtlich, dass auch hier in einigen Jahren viel mehr Kräuter blühen werden.
Die Interessierten informierten sich somit aus erster Hand über die Beweidung, den verschiedensten Strategien und konnten selbst die positiven Auswirkungen auf die Flora und Fauna entdecken und nahmen hilfreiche Tipps für ihre Wiesen und Weiden mit.
Nächste Veranstaltung zu Ziegenbeweidung und Landschaftspflege am Großen Pfahl und Quarzbruch in Viechtach
Bei der nächsten Veranstaltung des Landschaftspflegeforums am Freitag, 13.09.2024 kann man einen Eindruck von der Landschaftspflege auf vielfältigen Standorten, wie Felsen, Heide und Magerwiesen gewinnen. Wie man dieser Herausforderung meistert und Kleinstandorte zielführend pflegt und welche Aufgabe die kletterfreudigen Ziegen übernehmen können Sie bei einem Rundgang am Großen Pfahl erleben. Treffpunkt ist der Parkplatz Großer Pfahl an der B 85, ab 14 Uhr geht es los.
Tierhalter und Flächenbesitzer gesucht
Der Naturpark Bayerischer Wald will gerne zusammen mit Eigentümern neu extensive Weideprojekte initiieren. Sind Sie Eigentümer von schwer zu bewirtschaftenden Offenland, die Interesse haben? Oder sind Sie Tierhalter mit extensiven Weidetierrassen die in die Landschaftspflege einsteigen wollen?
Ebenso suchen wir stets Flächen für das Projekt Blühender Naturpark. Wollen Sie mithelfen und Ihre Wiese wieder zum Erblühen bringen? Sie haben Fragen zum Vorgehen und zur Förderung? Dann melden Sie sich bei der Projektkoordinatorin Andrea Rinke, a.rinke@naturpark-bayer-wald.de oder telefonisch unter 0151-18790759 oder 09922-802480. Das Projekt Blühender Naturpark wird durch die Regierung von Niederbayern, Höhere Naturschutzbehörde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.
Das Landschaftspflegeforum
Das Landschaftspflegeforum ist eine Kooperationsveranstaltung des Naturpark Bayerischer Wald e. V., des BUND-Projektes Quervernetzung Grünes Band und der ILE Ilzer Land und wird mittlerweile im dritten Jahr veranstaltet. Es dient dem Wissensaustausch und der Vernetzung von in der Landschaftspflege aktiven Personen. Das diesjährige Forum hat das Thema „extensive Beweidung“ als Schwerpunkt.