Zwölf Veranstaltungen gegen das Artensterben
Niederbayern feiert den 40. Geburtstag der Vogelschutzrichtlinie – Auftaktveranstaltung am Großen Arbersee
Großer Arber. Niederbayern macht mobil gegen das Artensterben. Deshalb findet anlässlich des 40. Geburtstags der EU-Vogelschutzrichtlinie eine ganze Reihe von Veranstaltungen statt, von Februar bis Oktober, in allen kreisfreien Städten sowie dem Nationalpark Bayerischer Wald. Bei jeder Aktion steht ein gefährdeter Vogel im Mittelpunkt.
Regierungspräsident Rainer Haselbeck hat am Montag im Arberseehaus im Landkreis Regen den Startschuss zu dieser Reihe rundum bedrohte Vogelarten gegeben. Die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern lud zusammen mit dem Naturpark Bayerischer Wald und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Regen zum zentralen Festakt ein, um allen zu danken, die sich für den Artenschutz tagtäglich stark machen.
Doch der Star des Nachmittags war das Auerhuhn, Wappenvogel des Naturparks Bayerischer Wald.
Noch ist das Mobile, das im Laufe der Veranstaltungsreihe der Regierung von Niederbayern entstehen soll, fast ganz einfarbig. Doch Rita Röhrl (SPD), Landrätin des Landkreises Regen, Regierungspräsident Rainer Haselbeck und Heinrich Schmidt, Vorsitzender des Naturpark Bayerischer Wald, durften gemeinsam ein wenig basteln und zauberten ein farbiges Auerhuhn auf das Holzmodell. Bei jeder Veranstaltung soll ein anderer bunter Vogel folgen, bis das Mobile komplett ist.
Gebietsbetreuer Johannes Matt präsentierte das Auerhuhn danach als einen gänsegroßen Vogel, bei dem das schwarz gefiederte Männchen fünf Kilo schwer ist, doppelt so gewichtig wie das bräunlich gefärbte Weibchen. Kleine Federstifte an den Füßen machen beide zum Raufußhuhn und verhindern, dass es in der verschneiten Winterlandschaft wie zur Zeit rund um den großen Arber zu tief in den Schnee einsinkt. Auerhähne schlagen bei der Balz mit ihren Schwanzfedern ein Rad, erfuhren die zahlreichen Zuhörer im Arberseehaus, und springen im Liebesrausch auch schon mal auf einen vorbeiflitzenden Langläufer. 18 000 Fichtennadeln passen in seinen Kropf. Das Auerhuhn ist nur einer der Vögel, die vom Aussterben bedroht sind und die in der Veranstaltungsreihe der Regierung von Niederbayern näher vorgestellt werden. Anlass der Serie an Aktionen ist der 40. Geburtstag der Vogelschutzrichtlinie. Der Zustand von natürlichen Lebensräumen und die Population wildlebender Tier- und Pflanzenarten hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts im Gebiet der EU-Mitgliedsstaaten deutlich verschlechtert. Als Reaktion darauf wurde am 2. April 1979 als erstes gemeinsames Naturschutzregelwerk der damaligen Europäischen Gemeinschaften die EU-Vogelschutzrichtlinie erlassen. Besonders bedrohte Zugvögel sollten vor dem Abschuss in Massen geschützt werden. Dies gab den Anstoß, eine europaweite Strategie für den Vogelschutz zu entwickeln, um den wandernden Zugvögeln intakte Brutgebiete und Rastplätze auf ihrer Reise zu bieten.
Ergänzt wurde die EU-Vogelschutzrichtlinie 1992 mit dem Erlass der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie – beide zusammengefasst heißen Natura 2000, wie Regierungspräsident Rainer Haselbeck in seiner Festrede erklärte. Das Ziel von Natura 2000 sei es, innerhalb der EU Lebensräume zu erhalten und Tier- und Pflanzenarten als Teil des Naturerbes der Gemeinschaft zu bewahren oder wiederherzustellen. Haselbeck dankte daher allen, die sich täglich für den Erhalt bedrohter Vogelarten einsetzen und den Tierschutzgedanken umsetzen. Allein in Niederbayern gebe es zwölf Vogelschutzgebiete mit einer Fläche von insgesamt vier Prozent Anteil der Fläche Niederbayerns, bilanzierte er. Beim Vogelschutz sei schon vieles erreicht worden, die Anzahl der Auerhühner sei mittlerweile immerhin konstant: „Dennoch liegt noch ein langer Weg vor uns und wir sind noch lange nicht am Ende unserer Bemühungen angekommen. Es gibt noch viel zu tun.“
Regens Landrätin Rita Röhrl freute sich, dass die Auftaktveranstaltung in ihrem Heimatlandkreis stattfand, in der es zwölf bedrohte Vogelarten gebe, neben dem Auerhuhn unter anderem auch das Haselhuhn, den Wanderfalken und den Schwarzspecht. „Bei uns laufen daher zahlreiche Maßnahmen, dazu zählt auch eine groß angelegte Öffentlichkeitsarbeit, um Schneeschuhwanderern und Langläufern klarzumachen, wie wichtig es ist, die Wege nicht zu verlassen, um die Winterruhe der Tiere nicht zu stören.“
Naturpark-Vorsitzender Heinrich Schmidt erklärte, um die Artenschutzbemühungen zu verstärken, sei noch einmal das Naturpark-Team personell aufgestockt worden, eine Ausstellung zum Thema Auerhuhn auf die Beine gestellt und eine Broschüre für Kinder neu aufgelegt worden, die er den Kindern der 4. Klasse der Grundschule Bodenmais gleich überreichte – sie sorgten mit musikalischen und schauspielerischen Glanzpunkten für tierische Unterhaltung beim Festakt. Melanie Bäumel-Schachtner