Dezember 2024

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Wenn Licht mehr schadet als nützt

Dunkler Nachthimmel als Kulturgut


Der Naturpark Bayerischer Wald arbeitet seit dem Jahr 2019 aktiv am Thema Reduzierung der Lichtverschmutzung und Ausweisung eines Sternenparks im Bayerischen Wald. Mit Vorträgen, Flyern, Plakaten und einer Ausstellung versuchte man die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Der Besuch von Kreistagssitzungen, Ausschüssen und Gemeinderatsgremien gehörte mit zum Aufgabenbereich von zwei erfolgreich abgearbeiteten INTERREG-Förderanträgen.
Ende 2021 war dann ein erstes Konzept zur Abgabe bei der weltweit agierenden IDA ausgearbeitet. Im Januar 2022 wurde ein erster Antrag auf Zertifizierung in Tucson, Arizona, abgegeben. Der Naturpark bewarb sich für ein Dark Sky Reserve, es musste mehr als 70.000 Hektar Fläche umfassen und 80 % Zustimmung der 20 ausgewählten Gemeinden vorweisen können. Das war mit etwa 90.000 Hektar der Fall, aber es war ein steiniger Weg. Es herrschte noch Coronazeit, zweimal gab es einen Personalwechsel beim Gremium in den USA, dazu eine Fülle von Anträgen auf Zertifizierungen weltweit. Mittlerweile hat sich die IDA in DSI, d.h. „Dark Sky International“ umbenannt.

Das Thema Licht ist aktueller denn je. Fakt ist, dass es in den Industrieländern bei bestimmten Krebsarten eine deutlich höhere Rate gibt. Mit ein Auslöser ist falsches Licht zur falschen Zeit. Denn mit hohen Blauanteilen im Licht wird das Schlafhormon Melatonin unterdrückt, zu wenig Schlaf schwächt das Immunsystem des Körpers. In der Natur liegen die Beeinträchtigungen auf der Hand. Falsches Licht wirkt äußerst negativ auf die Insektenfauna. Diese stehen am Anfang der Nahrungskette. Auch der Nahrungswert von Futterpflanzen wird durch Dauerlicht, z.B. unter Straßenlaternen deutlich reduziert. Die Liste lässt sich beliebig lange fortsetzen.
Auch touristisch hat der dunkle Nachthimmel einen steigenden Wert. In Ballungsräumen kann man noch den Mond und einige Planeten beobachten. Der Bayerische Wald zählt noch zu einer relativ dunklen Region. Gerade auch mit schwindendem Wintertourismus sind qualitative Alternativen, wie zum Beispiel der Astrotourismus, ein jahreszeitlich unabhängiger Tourismusmagnet. Andere Regionen wie Südtirol oder das Isergebirge beweisen dies.
Beim Naturpark hat man die letzte Zeit intensiv daran gearbeitet, die Sternenparkbewerbung zu verbessern und die Vorgaben und Anregungen der IDA einzuarbeiten. Es wurde die Naturparksatzung angepasst, die fünf bisher noch unentschlossenen Gemeinden haben positive Gemeinderatsbeschlüsse gefasst. Nun sind alle 20 Gemeinden, 7 aus dem Landkreis Regen und 13 aus dem Landkreis Freyung-Grafenau, alle um den Nationalpark gelegen, mit positivem Votum dafür, also sogar 100 % Zustimmung. Alle Gemeinden optimieren bisher unpassende Beleuchtungen. Ein sehr schönes Beispiel lieferte die Gemeinde Neuschönau. In der Vergangenheit waren nur 4 % der Leuchten sternenparkkonform, mittlerweile sind es 76 %, nach 1:00 Uhr wir die Leistung auf unter 50 % gedimmt. Die Gemeinden Lindberg und Frauenau schalten beispielsweise die Beleuchtung von 1:00 bis 5:00 Uhr ganz aus. Häufig kommt hier sofort das Thema Sicherheit in die Diskussion. Aber Studien aus der Schweiz und aus Nordamerika belegen, dass die Kriminalitätsrate dort höher ist, wo mehr Licht zur Verfügung steht. Die meisten Einbrüche werden am Tag verübt.

Leider macht die jährlich zunehmende Lichtverschmutzung von 6 - 10 % auch vor dem Bayerischen Wald nicht Halt. Die Bemühungen des Naturparks zielen in einem ersten Schritt auf die öffentliche Beleuchtung ab. Privatpersonen kann man nichts vorschreiben. Hier kann man nur aufklären und appellieren. Oft werden gedankenlos Außenstrahler und sinnlose Fassaden- und Gartenlichter montiert. Generell soll man sich überlegen, brauche ich das Licht wirklich, wenn ja, dann soll man Lichtfarben von unter 3.000 Kelvin, besser noch weniger, z.B. nur 2.200 Kelvin verwenden. Die Angabe findet man auf dem Typenschild und wenn das nicht passt, sollte man die Leuchte erst gar nicht kaufen. Man soll stets von Oben nach Unten beleuchten und Bewegungsmelder auf unter 4 Minuten einstellen. Für öffentliche Beleuchtung gilt sowieso, dass nach dem Bayer. Naturschutzgesetz die Beleuchtung nach 23.00 Uhr aus sein muss.

Vorbilder müssen stets die Städte und Gemeinden sein, gerade auch für den privaten und gewerblichen Bereich. Wenn man bei neuen LEDs allein nur den Stromeinspareffekt betrachtet liegt man daher nur zum Teil richtig. Wichtig sind die Komponenten Lichtfarbe und Abstrahlung nach oben. Diese soll bei 0 % liegen, d.h. nicht über die Horizontallinie reichen. Auch die Dimmbarkeit der Lampen, z.B. ab 22.00 Uhr auf 50 % und nach 1:00 Uhr noch weiter drunter, ist heute bei neuen LEDs Standard.

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NaturparkWelten täglich geöffnet

Der historische Grenzbahnhof in Bayer. Eisenstein stellt sowohl als Baudenkmal als auch mit seinen Ausstellungen und Museen eine große Besucherattraktion dar. Vor allem auch als Schlechtwetterprogramm sind die Ausstellungen und Museen gerade für Familien und Kinder gut geeignet. Neu ist auch der Tastraum im zweiten Obergeschoss, der verschiedene Objekte aus dem Grenzbahnhof, vor allem für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen erlebbar macht. Dies war Dank der Förderung aus der Lotterie „Aktion Mensch“ möglich. Hier darf man Ausstellungsobjekte mit den Händen fühlen und ertasten. Die Pulte sind auch unterfahrbar für Rollstühle. Außerdem gibt es neuerdings Gebärdensprachen-Videos. Der Grenzbahnhof eignet sich gerade auch für Schlechtwettertage, wenn es draußen eher ungemütlich ist. Im Skimuseum kann man echte, strenge Bayerwaldwinter nachfühlen. Im Filmraum läuft auch der neue Naturparkfilm, für ausländische Besucher mit tschechischem oder englischem Untertitel.
Ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag, Donnerstag, 26.12.2024 und in den folgenden Weihnachtsferien sind die NaturparkWelten wieder täglich von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet. Kontakt 09925 90 24 30 bzw. www.naturparwelten.de. Das Restaurant Vo’Gunders ist direkt unter der Nummer 09925 18 29 7 66 erreichbar und nimmt Reservierungen gerne entgegen.

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Mit der Astschere für mehr Artenvielfalt

Die Kreisgruppe des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) im Landkreis Freyung-Grafenau traf sich an zwei Samstagen, um auf ihren Naturschutzflächen Biotoppflegemaßnahmen durchzuführen. Dabei wurden die artenreichen Feuchtflächen von Verbuschung befreit und mit dem Schnittgut Strukturen für Amphibien und Reptilien geschaffen.
Die LBV-Kreisgruppe besitzt mehrere bedeutende Naturschutzflächen im Landkreis, darunter die Tafelau bei Höhenbrunn und die Kühau bei Vorderfreundorf. Die Moorflächen wurden früher als Nasswiesen genutzt und zeitweise auch beweidet. Inzwischen hat sich die Landwirtschaft von diesen aufwendig zu bewirtschaftenden Flächen zurückgezogen. Ein Brachfallen der Flächen würde jedoch die dortige Artenvielfalt gefährden. Um diese zu erhalten, ist eine regelmäßige Pflege der Flächen unerlässlich. So werden bedrohte Pflanzen wie das Sumpf-Blutauge oder die Moosbeere sowie Tiere wie die Kreuzotter weiterhin einen geeigneten Lebensraum finden.
In Zusammenarbeit mit dem Naturpark Bayerischer Wald nahmen sich engagierte LBV-Mitglieder der Pflege an und entfernten mit Astscheren und Motorsägen Sträucher und Bäume. Gleichzeitig wurden strukturreiche Übergänge zum Waldrand geschaffen und Totholzhaufen als Lebensraum für Tiere wie Waldeidechse, Kreuzotter, Blindschleiche und Erdkröte angelegt.
Neben den ehrenamtlichen Pflegeaktionen findet auf beiden Flächen mittlerweile auch eine reguläre Pflege statt, organsiert und fachlich betreut durch den Naturpark Bayerischer Wald und gefördert mit Hilfe von Mitteln der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie des Freistaats Bayern (LNPR). Den Eigenanteil trägt der LBV. Seit zwei Jahren wird die Moorwiese in Höhenbrunn nun wieder mit Spezialtechnik gemäht. Und auch in Vorderfreundorf wird seit zwei Jahren wieder gepflegt. Dort grasen im Sommer Galloway-Rinder. Damit erhält die als „Kühau“ bezeichnete Fläche wieder ihre eigentliche Bedeutung zurück.

Wer an zukünftigen Pflegeaktionen teilnehmen möchte, kann sich gerne an die LBV-Kreisgruppe oder den Naturpark Bayerischer Wald wenden.

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Tee und Eichhörnchen

Was haben Brennnessel und Gartenabfälle im Wald miteinander zu tun? Dieser Frage gingen die Kinder des Montessori-Kinderhauses in Drachselsried auf die Spur. Geleitet wurde das Ganze von Maskottchen Fips dem Eichhörnchen. Fips nahm die Kinder auf ein kleines Abenteuer mit: Zuerst mussten sie zuordnen, was in den Wald gehört und was nicht. Sie durften kleine, extra im Wald platzierte, Kärtchen suchen, auf denen unterschiedliche Sachen abgedruckt waren. Ziemlich gewieft wussten die Kinder gleich, dass eine Dose nicht in den Wald gehört und Zeitungspapier zudem in die blaue Tonne.

Im Anschluss durften sie mit Lupengläsern die Vegetation am Waldesrand betrachten. Wie sieht die Oberfläche eines Blattes oder Moos aus? Warum hat diese Pflanze Härchen? Genau bei diesen Härchen, den Brennhärchen, knüpfte dann die Geschichte von Fips weiter an. Brennnesseln wachsen gerne an Wegesrändern oder auf Gartenabfällen, die unsachgemäßer Weise in den Wald gekarrt wurden. Warum ist das so? Das hatten die Kinder auch gleich raus. Brennnesseln sind sogenannte Zeigerpflanzen für Nährstoffe, genauer gesagt Stickstoffeintrag im Wald.

Nachdem die Brennnessel gefunden war, ging es zurück ins dortige Tippi im Wald, bei einem kleinen Lagerfeuer wurde besprochen, warum die Brennnessel denn so unglaublich wichtig für viele Schmetterlinge ist. Im Anschluss wurde geklärt, wie wir Menschen die Pflanze nutzen. Einiges wussten die Kinder schon, wie z.B. die Fasergewinnung oder die Verwendung als Tee. Um die Pflanze erlebbar zu machen, wurde getrocknete Brennnessel gemeinsam mit den Kindern aufgegossen und der Tee im Anschluss mit ihnen verkostet. Einigen schmeckte er, manchen nicht, aber alle waren sich einig, dass dies ein tolles Naturprodukt ist. Selbst wenn die Pflanze schmerzhafte Quaddeln verursacht, sollte sie dennoch in einigen Ecken im Garten stehen bleiben dürfen, der Natur zuliebe oder vielleicht sogar zum Nutzen für uns Menschen.

Der ganze Projekttag wurde von der Studienpraktikantin Leonie Trende entworfen und gemeinsam mit der Naturpark-Rangerin Samantha Biebl ausgeführt. Die Kinder des Kinderhauses dürfen sich nächstes Jahr zudem auf den Themenblock Ameise freuen.

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Nistkästen für Mauersegler

Anfang November wurden an der der St. Peter und Paul Kirche in Waldkirchen sieben Nistkästen mit jeweils drei Brutmöglichkeiten für Mauersegler angebracht. Diese Maßnahme beruht auf einem Vorschlag eines örtlichen Vogelexperten in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Freyung. Die Umsetzung erfolgte mit tatkräftiger Unterstützung des Naturpark-Rangers und der Firma Haidl aus Röhrnbach, die das notwendige Gerüst für die laufende Dachsanierung bereits gestellt hatte und das Anbringen der Kästen gleich mitmachte.
„Mauersegler sind sehr standorttreu und finden neue Nistmöglichkeiten nur schwer. Deshalb ist es wichtig, ihnen geeignete Brutplätze zu schaffen“, erklärt der zuständige Naturpark-Ranger Markus Grünzinger. Die Entscheidung, die Nistkästen anzubringen, stieß auf die volle Zustimmung des Verwaltungsleiters Stefan Kinateder, der die Maßnahme als wertvollen Beitrag zum Artenschutz sieht. Angst vor Verunreinigungen an der Kirche muss keiner haben. Im Gegensatz zu Schwalben, verschmutzen Mauersegler keine Fassaden mit ihrem Kot.
Im kommenden Jahr sollen einmalig akustische Lockrufe eingesetzt werden, um die Vögel auf die neuen Nistkästen aufmerksam zu machen. Die Maßnahme ist Teil eines langfristigen Engagements für den Schutz von so genannten „Gebäudebrütern“, deren Bestände in vielen Regionen zurückgehen. Früher fanden die Mauersegler noch viele Brutmöglichkeiten in der Waldkirchner Ringmauer, durch Sanierungsarbeiten gingen jedoch wichtige Spalten und Nischen verloren.
Dank der engen Zusammenarbeit von Naturschutzbehörde, Naturpark Bayerischer Wald, Kirchengemeinde und der Firma Haidl konnte dieses Projekt erfolgreich umgesetzt werden, das nicht nur zur Erhaltung der Vogelarten beiträgt, sondern auch das ökologische Gleichgewicht in Waldkirchen stärkt.
„Wenn alles gut läuft, dann hören wir schon bald wieder das markante Sirren auf dem Marktplatz in Waldkirchen, wenn die Mauersegler in reißendem Flug am Abend ihre Nistkästen aufsuchen,“ hofft Markus Grünzinger vom Naturpark Bayerischer Wald.

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